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Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Gütersloh
Cover des Buchs Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles (2020), Laura Fröhlich.

Buchtipp

Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles (2020), Laura Fröhlich.

Mental Load – Niemals Ruhe im Kopf?!

20.06.2022

Mental Load – Niemals Ruhe im Kopf?!

Der Begriff Mental Load ist in den letzten Jahren prägend für eine ungleiche Behandlung von Mann und Frau geworden.

Sonntagabend. Mann und Frau sitzen auf dem Sofa. Es läuft Tatort. Der Mann glaubt, dem Mörder bereits auf die Schliche gekommen zu sein. Die Frau denkt: "Die Geschirrspülmaschine! Wir müssen sie vor dem Schlafengehen noch laufen lassen. Ach, und die Milch! Fast leer. WC-Papier habe ich heute Morgen auch die letzte Rolle aus dem Schrank genommen. Morgen muss ich einkaufen. Und die Wäsche! Hängt immer noch im Trocknungsraum. Was denken die Nachbarn?". Der Mann ist sich inzwischen ganz sicher, wer der Mörder ist.

(Text von Alexandra Fitz, Wenn der Kopf vor To-dos platzt, 28.03.2021, www.blick.ch)

Was versteht man unter "Mental Load"?

Man versteht darunter die mentale Belastung, die insbesondere aufgrund der täglich anfallenden Aufgaben häufig auf den Schultern der Frauen liegt. Viele Tätigkeiten, die der Mental Load umfasst, sind ‚unsichtbare‘ Care-Arbeiten wie das Erstellen der Einkaufsliste oder die Vereinbarung von Ärzt*innen-Terminen.

Das Gemeine ist, dass eine Alltagsaufgabe meist einen Rattenschwanz aus kleinen Teil- und Koordinierungsaufgaben mit sich bringt. So geht es nicht nur um das Umsetzen der Aufgabe (das eigentliche To Do), sondern auch darum, an die Erledigung der Aufgabe und die Koordination zu denken. Meist übernehmen Frauen die Koordination der Teilaufgabe; wenn Männer dann das To Do übernehmen, wirkt es so, als gäbe es eine gerechte Aufgabenteilung: Wenn beispielsweise der Mann den Wocheneinkauf übernimmt, hat die Frau wahrscheinlich zuvor den Essensplan für die Woche erstellt, den Vorrat überprüft und daraufhin eine Einkaufsliste erstellt.

Ein anderes Beispiel zum Mental Load

Das Kind wird auf eine Geburtstagsfeier eingeladen. To Do ist also, das Kind zur Party zu bringen und vorher ein Geschenk zu besorgen. Die Koordinierungsfragen beinhalten aber noch viel mehr: 

  • Was wünscht sich das Geburtstagskind? 
  • Sollten die Eltern des Geburtstagskindes nach Wünschen gefragt werden? 
  • Welches Budget ist angemessen (und was wurde z.B. beim letzten Kindergeburtstag geschenkt)? 
  • Wann ist Zeit, um das Geschenk zu besorgen und zu verpacken und wer erledigt das? 
  • Ist überhaupt noch genug Geschenkpapier vorhanden, oder muss das auch besorgt werden? 
  • Am Tag der Party muss außerdem daran gedacht werden, dass das Geschenk nicht zu Hause vergessen wird, und der Hol- und Bringedienst (eventuell auch Fahrgemeinschaften) müssen organisiert werden.

Der Mental Load lauert meist 24 Stunden am Tag mehr oder weniger im Hinterkopf der meisten Frauen. So beginnen viele ihren Tag damit, eine mentale Liste der täglichen Aufgaben zu erstellen und enden ihn damit, vor dem Schlafen zu überlegen, woran morgen alles gedacht werden muss und was auf gar keinen Fall vergessen werden darf. Diese ständige mentale Belastung macht auf Dauer mürbe.

Ein wichtiger Schritt aus der Mental Load-Falle ist es, die unsichtbaren Care- oder Koordinierungsaufgaben sichtbar zu machen. So können ausführliche To Do-Listen erstellt und Aufgaben verteilt werden. Eine klare Kommunikation ist hier zwingend notwendig.

Unter dem folgenden Link kann man sich selber auf die eigene Mental Load-Belastung testen. Im Idealfall füllt der oder die Partner*in den Test ebenfalls aus, um die Selbsteinschätzung vergleichen zu können.

Anschrift

AG der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Gütersloh
Paderborner Straße 5
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